Zeit der Mitte
23. Dezember 2006 - 16. Februar 2007
ZENTRALAMERIKA

Aufruf !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!  Nicaragua !!!!!!!!!!!!Aufruf

GESUCHT WERDEN DRINGEND 
FREIWILLIGE HELFER UND HELFERINNEN
AUF TRAUMINSEL 0METEPE: 

  • wenn Du  etwas Spanisch kannst
  • Hausarbeitslehrer/in bist oder was davon verstehst
  • Kochen vermitteln kannst
  • Schneider|in bist oder es Dir Spaß macht etwas zu nähen
  • Handfertigkeiten beherrschst in jeder Form
  • oder psychologische Betreuung anbieten kannst

und Lust hast eine Weile andere Erfahrungen zu machen, in einem Land wo ein Lächeln mehr bedeutet als alles andere dann melde Dich bei uns über unsere Kontaktemailadresse und wir werden Dir voller Freude die Kontaktadresse von Tirza der Ärztin von Ometepe weitergeben!

Aufruf !!!!!!!!!!!!!!!  Nicaragua  !!!!!!!!!!!!!   Aufruf

NICARAGUA und HONDURAS (19.01. - 01.02.07)
Zu dritt überqueren wir die nicaraguanische Grenze. Wüste Geschichten haben wir von hier gehört, ein bürokratischer Spießrutenlauf soll das sein! Zum Glück haben wir am Abend zuvor mit Vanessa fröhlich gezecht. Sie und ihr Vater arbeiten beim Zoll, nach 10 Minuten sind unsere Pässe gestempelt und als er majestätisch vor das Zollhaus tritt, ändern sich sogar, wie durch ein Wunder, die Konditionen der Geldwechsler-Hyänen zu unseren Gunsten. Mit Alain im Bunde ist es lustig zu radeln, ein Frohgemut, der mich an jedem Anstieg zum „Gentlemen‘s Race‘ einlädt.

Der Wechsel hinter der Grenze ist frappant, die Armut des Landes nicht zu übersehen. Die Nachwehen des Krieges sind noch immer spürbar, hier und da glauben wir noch Spuren von Einschüssen in den ärmlichen Häusern zu sehen. Kurz bevor wir am Ufer des Lago Nicaragua ankommen, die Schrecksekunde: Ein Bus vor mir bremst abrupt und setzt schlagartig zurück, da er die enge Kurve nicht kriegt. Mein schwer beladenes Rad ist schon halb unter dem Heck verschwunden, als Petra und Alain mit Schreien und wüsten Flüchen den Fahrer stoppen können. Busfahrer in Lateinamerika stehen bei uns ganz oben auf der Abschussliste, denen ist ein Fahrplan wichtiger als ein Menschenleben. Derselbe fürchtet jetzt um sein Leben, als drei aufgebrachte Biker ihn durchs Fenster aus seinem Führerhäuschen zu ziehen drohen. Flugs bildet sich eine Menschentraube, die Menge ist aufgebracht und wir bekommen zu hören: “Ihr Gringos seid nur geduldet hier, also benehmt euch gefälligst!“ - wir haben wieder mal kapiert, dass du hier besser auf dich selbst aufpasst, wenn du überfahren wirst, gibt es keinen Rettungsdienst, Fahrerflucht ist vorprogrammiert, ein Kreuz mehr am Straßenrand, mehr zählt ein Leben hier nicht. Unser Ärger hat sich gelegt, leider der Seegang auf dem Lago Nicaragua nicht. Auf einer gnadenlos überladenen Nussschale schlingern wir zur Isla Ometepe. Majestätisch thronen die beiden Vulkane Conception und Maderas über der Insel, während ich angestrengt Ausschau halte nach den berüchtigten Süßwasser-Haien, die uns fressen, sollte der Kahn die Überfahrt nicht überstehen. Haie haben die Fähigkeit, sich an wechselnden Salzgehalt im Wasser zu gewöhnen und schwimmen gegen die Stromschnellen vom karibischen Meer über den Rio San Juan bis in diesen gewaltigen Süßwassersee.

Die Isla Ometepe empfängt und freundlich mit lächelnden Menschen. Ruhe, als sei die Zeit stehengeblieben. Ein alter Bauer trottet mit seinem Ochsenkarren neben uns her, Frauen waschen am Fluss herrlich bunte Wäsche, während die Kinder quietschend im Wasser plantschen. Ich scheue mich immer noch, bei solchen Gelegenheiten meine Riesenkamera zu zücken, will diese Idylle nicht stören, komme mir sowieso schon wie ein Eindringling vor. Gute Fotographen müssen wahrscheinlich einen Tick brutaler sein.

Wir lernen Horst, einen deutschen Entwicklungshelfer und dessen nicaraguanische Frau Tirza kennen. Sie ist Ärztin auf Ometepe und erzählt uns von ihrer Arbeit mit Leprakranken, von ihren Erfahrungen mit Volontären, von den Problemen, aber vor allem von der Liebe zu ihrem Land. „Wenn wir doch nur bleiben könnten!“ denke ich mir, es gäbe so viel zu tun und das Leben auf der Insel ist ruhig und schön. Für alle, die dies lesen und für einige Zeit freiwillige Hilfe leisten möchten, ist dies der Ort: Gebraucht werden Aerzte, Hauswirtschaftslehrer/innen oder jeder, der handwerklich geschickt und abenteuerlustig ist.

Nach einem Höllenritt (im sächsischen Kreisel) kommen wir gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit in Granada an. Die älteste (ständig bewohnte) Stadt Mittelamerikas empfängt uns mit prächtigen Kirchen und schmucken Kolonialbauten, die in warmes Abendlicht getaucht sind. Alains Vorderradnabe gibt mysteriöse Gerausche von sich. Als wir sie öffnen, biete sich ein Bild des Grauens: Der Konus zur Unkenntlichkeit verschrammt, die Kugeln jaeh entstellt. Ein Besuch beim örtlichen Fahrradmechaniker, den wir unter „experiencia cultural“ verbuchen, führt leider zu nichts. Also heißt es für Alain, im Bus nach Managua zu fahren und für uns einen Tag zum Faulenzen und Eisdielen vergleichen. Am selben Abend kehrt er zurück, im Arm zwei nagelneue Laufräder mit original Schweizer Hueginaben. Sein Tag in der Großtadthölle ist eine Geschichte für sich, nachzulesen unter www.alain-bessire.ch.

Auf der Reise nach Honduras taumeln wir von einer Begegnung zur nächsten, Schicksale, Irrungen und Wirrungen, die ich gar nicht alle aufzuzählen vermag. Von Beat, dem Schweitzer Modelleisenbahnexperten, den die Liebe nach Nicaragua verschlagen hat und jetzt hier eine Pizzeria nach der anderen eröffnet bekommen wir eine Kostprobe von „4 Stagioni“ und in Landeskunde. Wir löchern ihn mit Fragen und er ist froh, wieder mal schwyzerduetsch reden zu dürfen. Ich frage immer als erstes, wie viel ein ungelernter Arbeiter verdient: Eine Richtschnur im Umgang mit der einheimischen Währung, beim Einkauf und als Maßstab für Trinkgelder. Wir haben uns längst angewöhnt, immer zu feilschen, weil das so üblich ist und wir keine gewöhnlichen Gringos sein wollen. Im Gegenzug lassen wir dann den Rabatt dem Zimmermädchen oder dem zukommen, der nett mit uns ist. Wir finden, dies sollte angemessen geschehen und immer wie eine Honorierung erscheinen. Geldgeschenke sind kontraproduktiv und gegen die Menschenwürde.

Honduras erleben wir im Vorbeiflug. Über Danli und Tegucigalpa erreichen wir den malerischen Lago Yojoa, dessen Ufer den Charme eines vergessenen Feriendorfes verströmen. In schnellen und langen Tagesetappen mit beträchtlichen Kletterpartien gelangen wir über San Pedro Sula nach Omoa. Alain drückt mächtig aufs Tempo angesichts seines Rendez-vous mit der guatemaltekischen Schönheit Mariella. Wir freuen uns über die Einladung in ihr Strandhaus und fliegen bei Omoa über die Grenze nach Guatemala.
dipo

GUATEMALA zum Ersten (02. - 7.2.07)
Land des Lächelns
Von Omoa aus, wo wir den Abend und die Maccaroni „a la Alain“ mit William, dem Reisenden teilen, wollen wir zur Honduras – Guatemala Grenze. William, der Belgier, der sein Leben in allen Teilen der Welt verbringt und uns von Thailand, Burma und Indien erzählt, vom Kommunismus in China und von der unausweichlichen Zerstörung unserer Erde lässt uns teilhaben an seinen zahlreichen Erfahrungen und Erlebnissen. Ein schöner und interessanter Abend verstreicht unter dem klaren Sternenhimmel Honduras.

Unbürokratisch bekommen wir einen Ausreisestempel verpasst und werden zur Migration von Guatemala geschickt, die 20 Kilometer weiter nördlich liegt. An der Grenze tauschen wir unsere letzten Honduras Lempiras gegen Quetzales, die Währung von Guatemala und sind somit vorbereitet für Guate Frucht- und Wasserstände. Sengende Hitze quält uns, während wir zwischen Bananenplantagen rechts und Palmoelfarmen links durchradeln.

Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir die laute, extrem hässliche, Fastfood-gepflasterte Hafenstadt Puero Barrios. Hier findet das Treffen mit Mariela einer guatemaltekischen Freundin von Alain statt. Sie und ihre Freunde Johnny und Regina, alle aus Guatemala City, holen uns am nächsten Morgen ab und nach einem organisatorischen Klamauk fahren wir mit einem Wassertaxi hinaus zum Strandhaus von Marielas Familie.

Das Strandhaus, ein riesiger, unterteilter Raum  mit zwei Badezimmern ohne Wasser, einer Küche ohne Kochgelegenheit und vielen elektrischen Birnen ohne Strom steht fünf Meter von der Karibik entfernt im Sand. Ein paradiesischer Ort, um einige Tage unsere müden zerradelten Knochen in der Hängematte auszubreiten und ausruhen zu lassen.

Uns, als zelt- und freiluftgeprüfte Camper erscheint dieses Paradies als gesegnete Abwechslung der Stille und Ruhe. Eine Oase für einen Reisenden. Unsere guatemaltekischen Großstadtfreunde scheinen das Fernsein von MacDonalds und Hagendaaz-Produkten ein größeres Problem aufzuerlegen. Sie wirken dann nach drei Tagen sichtlich erleichtert das „wilde Leben“ gegen ihr gewohntes und geliebtes Stadtleben wieder einzutauschen.

Nach herrlichen Palmenstrand – Relax – Tagen und vielen herzlichen Abschiedsumarmungen machen wir uns mit dem velo- vollgepackten Einbaumboot des Nachbarn auf nach Livingston.
petra

 

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GUATEMALA zum Ersten (02. - 7.2.07)