Die Berichte

Buenos Aires 04. - 16. Januar 2006

Nach der bewegenden Abschiedsparty im Fahrradmuseum in Brueckenau trafen wir ziemlich hektisch die letzten Vorbereitungen und fuhren am 24.Dezember mit Sack und Pack und Fahrrad in die Schweiz. Dort verbrachten wir einige Tage im wunderbar winterlichen Graubuenden und feierten mit einigen Freunden den Silvester ausgiebig und innig. Am zweiten Januar fuhren wir nach Muenchen um dem Flughafen etwas naeher zu sein.

Fruehmorgens des dritten Januar gings nach einer ziemlich wilden Dipo-Geburtstagsfeier mit den Freunden Vera, Klaus, Lena und Eva, ab ins Flugzeug.Nicht jedoch ohne Geburtstagstorte die uns Beate am Flugplatz ueberraschenderweise praesentierte und einer maechtigen Uebergepaecksumme von der Fluggesellschaft, die uns erschreckte, weil wir in Anbetracht dieses Gewichtes noch des oefteren in die Knie gezwungen werden wuerden. Ganz insgeheim glaubten wir ja die Zeit in Buenos Aires zu nutzen um ueberfluessige Kilos abzuwerfen.

Es schneite und Muenchen zeigte sich in tollster Winterstimmung, als wirgen Suedwesten abhoben. Still und Haendchenhaltend saßen wir nebeneinander, jeder fuer sich seiner Familie, Freunden dem zurueckgelassenem Leben nachsinnierend.

Nun galt es durchzuatmen, auszuruhen und nach vorne zu schauen, auf all das Unbekannte, was unsere Neugier so sehr ankurbelte. Unsere Zwischenlandung mittags in Madrid nutzten wir fuer eine kleine Stadtbesichtigung bei schoenstem Wetter und sommerlichen Temperaturen.

(Un)Gluecklicherweise wurde das gesamte Gepaeck durchgecheckt und so hatten wir fast 9 Stunden Zeit, Madrid zu geniessen. Am 4.Januar um 7.30h, in der Schweiz waere es 11.30h, landeten wir in Buenos Aires, mitten im Sommer. Erster Eindruck: Lauter freundliche zuvorkommende Menschen, die dir gedulgig zuhoeren auch wenn es etwas laenger dauert, bis du dein Anliegen formuliert hast. Unsere zweite Aufmerksamkeit galt dem Gepaeck. "Ist alles wohlbehalten angekommen???" In einer Ecke entdecken wir mit einem tiefen "oohhh
NEIN!" eine komplett zerschlissene Fahrradverpackung, einem danebenstehendem Fahrrad und zwei herrenlose Packtaschen. Nach einer ordentlichen Deklarierung und Beschreibung der vermissten Dinge verlassen wir einigermassen optimistisch und mit leichtem Gepaeck das Fluhafengebaeude und werden von einem etwas ueberdimensionierten Abohldienst ins Zentrum von Buenos Aires gefahren. Die naechsten Tage verbringen wir mit der aktiven Entdeckung von Buenos Aires. Eine wunderbare Stadt, laut und hektisch und die Luft laesst zu wuenschen uebrig, dennoch sind die Leute ausgesprochen hoeflich, zuvorkommend, freundlich und sehr, sehr hilfbereit. Wir ueben uns im Kartenlesen, klappern Strassen, Parks und Bezirke ab, halten uns besonders gerne in Palermo auf und bewundern antiquarische Maerkte in San Telmo. Wir gehen jeden Tag zur Schule, lernen fleissig Spanisch und entdecken interessante Museen oder schlendern ueber beruehmte Friedhoefe.
In der Schule wundert sich schon keiner mehr ueber die "Ciclistas" und ihre Gepaeckteile, welche sie jeden Tag einzeln vom Flughafen geliefert bekommen. Nach einer Woche versiegt die Materialquelle und unsere Geduld ebenso. Bei besonderen Befoerderungspreisen erhofften wir uns natuerlich besondere Ankunftsgarantie. Dem war also nicht so und wir tauschten unsere fuer kulturell anregende Stunden reservierte Zeit gegen endlose Diskussionen in Fluggesellschaftsbueros.

Am 12. Januar hat unser Flieger nach Ushuaia abgehoben. Ohne uns,da wir es vorzogen hier am Kern des Geschehens und nicht am Ende der Welt auf einen wichtigen Teil unserer Ausruestung zu warten. Nun ist der 16. Januar angebrochen und wir sind voller guter Tips aber relativ gebunden in unserer Handlungsfaehigkeit. Wir sind uns einig, dass wir schnellst moeglich nach Ushuaia wollen, koennen aber gleichzeitig die Szenerie hier nicht verlassen, Weil Buenos Aires ist unsere einzige Chance, das fehlende Material, vorwiegend Fahrradersatzteile, Werkzeug, Clickschuhe und Outdoorbekleidung wiederzubeschaffen.

Letzter und gutgemeinter Tip der Fluggesellschaft ist trotz weltweit geschalteter Suche am besten persoenliches Vorsprechen bei "lost und found" in Madrid. Wenn Du also jemanden kennst, der in Madrid wohnt oder arbeitet und Lust hat am Flughafen vorbeizuschauen und denen persoenlich Dampf unter dem Popo zu machen waere das unter Umstaenden die einzige Hoffnung, ein Gepaeckstueck zu finden, was dort hin verfrachtet wurde und nun unter 150000 anderen darauf wartet, identifiziert  und an die richtige Destination verfrachtet zu werden.
Also die Beschreibung ist: Plastiktuete verklebt zu einem ca. 80x60cm Paket, Inhalt: Drei Packtaschen, Farbe: 1xrot/schwarz, 1xgrau/schwarz und  1x blau/schwarz. Die Gepaecknummer ist 0352 2K 868304 und die Verlust oder Suchnummer ist EZE AR 69720.

Diese momentane Situation besetzt unsere Gedanken und schraenkt uns in unserer Handlungsfaehigkeit etwas ein. Es blockiert vor allem unsere Reise. Wir sind aktiv und haben die Hoffnung auf unsere Ausruestung noch nicht aufgegeben, dennoch haben wir uns ein Zeitlimit gesetzt wo wir uns neues Material beschaffen und nach Ushuaia weiterfliegen zum eigentlichen Start unseres Abenteuers. Wir haetten nicht fuer moeglich gehalten, dass wir in unserer ersten Reisewoche einen Crash-Kurs in Suedamerikanischer Buerokratie und Fremdsprache erhalten. Spaeter werden wir diese Situation als gutes Uebungsfeld betrachten, denn das Gleiche koennte ja so oder anders auch mitten im Niemandsland bei tiefen Temperaturen passieren!

Wir freuen uns so ueber die vielen Besuche auf der Homepage, ueber die guten Wuensche und die vielen persoenlichen Kommentare. Wir werden uns bemuehen Dich so regelmaessig wie moeglich darueber zu informieren, was bei uns passiert, wo wir gerade sind und was uns gerade bewegt.

Buenos Aires 16. Januar 2006
de Petra

Das verschwundene Gepäck ist aufgetaucht!

19.01.2006
Gute Nachrichten aus Buenos Aires...wie Eva (Dipos Schwester) soeben mitgeteilt hat, wurde das verschwundene Gepäck in madrid gefunden und wird jetzt nachgeflogen. Herzlichen Dank für Eure zahlreiche Mithilfe! Jetzt kann es bald los gehn!