Die Berichte |
Cobquercura - Pichitemu - Valparaiso |
Bucalemu scheint nichts weiter als ein verschlafenes Nest an der Pazifikkueste und ein Nothalt wegen einbrechender Dunkelheit. Doch weit gefehlt, denn morgen wird hier eine Etappe der "Tour de Chile" gestartet. Wir schlingen das Fruehstueck in uns hinein, um rechtzeitig am Start zu sein. Mit unseren Lasteseln kommen wir uns vor wie Elefanten neben den austrainierten Athleten mit ihren ultraleichten Zeitfahrmaschinen, die sich entlang der Strasse warm rollen. Froehliches Gelaechter, ausgelassene Stimmung und Nichts von all dem VIP- und Werberummel wie bei uns in Europa. Wir werden umringt und von allen Seiten angesprochen, dabei sind die doch die Stars! Ricardo Fernandez moechte unbedingt unser schweres Rad testen und dreht unter lautem Gejohle eine Ehrenrunde und schenkt als Dank fuer dieses Erlebnis Petra seine Handschuhe. Fast verpasst er darueber seinen Start. Wir warten, bis der letzte unserer Freunde auf die 17 km lange Strecke des Einzelzeitfahrens gegangen ist und feuern sie frenetisch an. Hektor, der Teammechaniker, ersetzt in dieser ganzen Hektik sogar noch Petras Bremszug. Wir verabschieden uns herzlich, der Tross nimmt seine Fahrt auf und Bucalemu versinkt wieder im Winterschlaf, als waere nichts gewesen. Die naechste Etappe nach Pichilemu vergeht wie im Flug, die Strasse ist glatt asphaltiert und voller Freude treffen wir unsere Freunde Claire und Liam , die sich in einer herrlichen Huette am Strand einquartiert haben. Durchs Fenster sehen wir auf die gewaltige Brandung, die Pichilemu zu einem weltweit bekannten Wellenreiterparadies gemacht haben. Jetzt ist das Wetter truebe, das Wasser eiskalt und nur wenige Hartgesottene wagen sich mit 6 mm Neopren ins Wasser. Die Tage vergehen im Flug, wir kochen gemeinsam, machen Strandspaziergaenge und Petra leiht sich ein schoenes Pferdchen aus und galoppiert am Strand entlang. Wir besuchen als einzige "Gringos" ein traditionelles Rodeo, fallen natuerlich unter all den "gauchos" auf, wie die bunten Hunde. Geduldig werden unsere Fragen ueber die Spielregeln beantwortet und wir fotografieren gebannt die stolzen Reiter. Wieder mal heisst es Abschied nehmen, beim Packen klingt mir der Refrain " ...aber der Wagen, der rollt..."im Ohr, die Strasse hat uns wieder. Erst mal losgefahren, stellt sich schnell dieses Gefuehl der Freiheit wieder ein. Es geht weiter, nach Norden. Die Glitzerwelt von Valparaiso empfaengt uns mit Laerm, Lichtern und Leben... Ich schliesse das Fenster, die Melodie des Gasmanns ist laengst verklungen. Wir wollen uns auf den Weg machen zum "carcel", dem ehemaligen Gefaengnis, das jetzt zu einem Kulturzentrum umgestaltet wurde. Unter anderem befindet sich dort heute eine Clownschule. Ich bin gespannt, was diese quirlige Stadt noch alles an Ueberraschungen bereithaelt. Vamos a ver... Dipo, Valparaiso, Chile, Mayo 2006 |