Die Berichte |
Salta (14. Juni) – Paso Sico – San Pedro de Atacama (28. Juni) |
Die Taschen voller Vorräte fahren wir einem wohl schwersten Abschnitt unserer Reise entgegen. Schwer wegen der extremen Höhe, der Einsamkeit, der schlechten Strassen, und des Wassermangels abgesesehen von den extrem tiefen Nachttemperaturen. Wir sind gut gelaunt und startbereit, trotz Nervosität und Respekt über das, was uns erwartet! Am 14. Juni verlassen wir Salta in Richtung Südwesten um nach 40 Kilometern nach Nordwesten abzudrehen auf die Strasse zum Paso Sico.Auf dem Weg zum Argentinischen Zoll klettern wir viele Höhenmeter. Der Weg beinhaltet so alle Steigungsgrade bis 15% aber niemals höher, wir sind unendlich froh darueber, da wir auf dieser Höhe sparsam mit unserer luft umgehen muessen.Die Asphaltstrasse haben wir schon nach den esten 40 km hinter uns gelassen und hier finden wir alles, von schwerem Schotter bis Sand. Die Steigungen sind kontinuierlich und die erste Nacht verbringen wir auf 2000m, die dritte auf 3300m und am Tag darauf überqueren wir den 4080m hohen Pass, um nach San Antonio de los Cobres zu gelangen. In diesem wenig attraktiven Dorf werden wir von unseren Freunden Liam, Claire, Kurt und Darina herzlich empfangen. Sie haben sich zwei Tage frueher hier eingefunden um ihrem Körper eine ordentliche Akklimatisation in dieser Höhe zu erlauben. Dipo und ich fühlen uns so weit gut und trinken zur Begrüssung gleich mal einen Coca-Tee! Wir haben uns diese Blätter auf vielseitige Empfehlung hin auf dem Schwarzmarkt in Salta besorgt! Cocablätter sollen der Höhenkrankheit vorbeugen, die sich in Kurzatmigkeit, Magenproblemen, Herzklopfen, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit auswirkt. Coca soll ausserdem im Allgemeinen die Leistungsfaehigkeit steigern. Letztendlich verschafft allein die Zeit, die man in der Höhe verbringt, die nötige Abhilfe gegen die Symptome der “Soroche”. Wieder einmal ist es erstaunlich, wie die Natur vorgesorgt hat. Der Körper produziert innerhalb einiger Tage vermehrt rote Blutkörperchen, wodurch die Sauerstoffaufnahme verbessert wird. Trotz allem reagiert jeder anders auf die Höhe und wir fühlen uns erstaunlich gut auf mittlerweile 3800 m. Nachts jedoch wache ich oft auf und hole erst mal tief Luft, als wenn ich sie gerade 3 Minuten angehalten haette. Mein Herz klopft wild und ich brauche einige Minuten, um wieder normal zu atmen, noch länger, um wieder einzuschlafen. Von San Antonio aus geht es erst mal richtig bergan. Gleich hinter dem Dorf beginnt die Strasse sich auf den 4560m hohen “Paso Alto Chorillo”hinaufzuschlängeln. . Streckenweise begleiten uns die Schienen des ”Tren de los Nubes”, der leider stillgelegten höchsten Zuglinie der Welt. Nun liegen die Bahnhöfe verlassen und zerfallen an der Strecke. Nach 25 km erreichen wir die höchste Stelle, der Wind fegt uns unbarmherzig ins Gesicht und lässt uns die Abfahrt nach Olacapato nicht geniessen. Da ich auf dem Aufstieg zu wenig getrunken habe und wir uns auf dem Pass den Bauch vollgeschlagen haben, holen mich die Symptome der ungewohnten Höhe nun doch ein. Mit viel Geduld und Fürsorge von Dipo, erreiche ich mehr schlecht als recht das Dorf Olacapato und die einzige Unterkunft: “Emma”. Zu unserer Freude bekommen wir ein Zimmer mit einem kleinen Holzofen, den wir über Nacht (mit leider chemisch behandeltem Holz) einheizen, was wir alle am nächsten Morgen mit Übergeben und Kopfschmerzen büssen. Zwei Tage liegen wir darnieder, bevor wir uns in Richtung argentnischer Grenze aufmachen. Noch nicht richtig fit aber aus Mangel an Lebensmitteln, fahren wir gen Grenze, wo uns ein Häuschen zur Verfügung gestellt wird. Claire und ich verbringen den Abend leidend im Bett, während unsere Männer die argentinischen Zollbeamten beim Tischtennis aufmischen. Tags darauf gilt es, die 32 km zum chilenischen Zoll zurückzulegen. Im Zustand von Schwäche erscheinen mir diese wenigen Kilometer auf dieser Höhe ein Unding. Da es nur Steigungen, schlechte Strasse und Gegenwind beinhaltet, erreichen wir den chilenischen Zoll bei einbrechender Dunkelheit. Nach unterschiedlichen Erzählungen von Reisenden waren wir nicht sicher, was uns am chilenischen Zoll erwartet. Unsre Sorgen waren jedoch unbegründet: Überaus herzlich ist der Empfang. Mein etwas grünes Aussehen im Gesicht wird mit einer grossen Tasse Coca-Tee kuriert. Die offerierten Cocablätter wurden, wie wir später erfahren sollten, Kurt und Darina am Vortag an selben Ort abgenommen! Wir bekommen ein warmes Zimmer zur Verfügung gestellt, werden bekocht und verbringen einen fröhlichen Abend mit den Zollbeamten. Am nächsten Tag fühl ich mich noch immer nicht sehr tatkräftig aber wir entschliessen uns, im Laufe des Tages weiterzureisen. Der Weg nach San Pedro de Atacama ist mir nicht in wohlwollender Erinnerung, da wir es vorziehen, schweren Herzens die letzten “Downhill”kilometer auf einem Pickup hinter uns zu bringen und ich mich gleich nach Ankunft in San Pedro de Atacama im Bett verkrieche, wo ich meinen angeschlagenen Magen erst mal für zwei Tage mit Brot und Bananen kuriere. Potosí de Petra |