Der Anflug in Ushuaia raubte mir den Atem. Wie aus dem Nichts tuermten sich die schneebedeckten Berge auf.Dazwischen idyllisch gelegen am Beagle – Kanal geschuetzt durch vorgelagerte Inseln, Ushuaia! Der Himmel klar das Wasser windgepeitscht von 5-6 Beaufort landeten wir auf dem 4Kilometer ausserhalb gelegenen kleinen Flughafen.
BIENVENIDOS A USHUAIA
Mein Herz klopft wild ueber die Tatsache, dass es nun soweit war. Der Ausgangspunkt unserer Biketour ist erreicht. Zu unserer groessten Freude ist es moeglich, im, an eine Berghuette in Graubuenden erinnernde Flughafengebaude, ganz in Ruhe unsere Raeder mit den Packtaschen zu bestuecken. Wir legen unsere ersten Kilometer vollbepackt und etwas wackelig nach Ushuaia zurueck. Unser Ziel ist, die Umgebung von Ushuaia und deren Sehenswuerdigkeiten per Rad zu erkunden. Wir besuchen den Nationalpark “Tierra del Fuego”, das ehemalige Gefaengnis, Museen ueber Geschichte und ausgestorbene Ureinwohner.Wir lernen viele Leute kennen, die meisten von ihnen sind ans Ende der Welt gekommen, um ein Schiff in die Antarktis zu besteigen. Dies alles tun wir, waehrend Dipo sich mit Grippe zwischen Hostal und Schule hin und herschleppt.Nach Abschluss unseres Spanischkurses und der Genesung Dipos planen wir unsere Abfahrt fuer den 29. Januar. Die erste Etappe fuehrt uns von Ushuaia in Richtung Norden durch ein Tal, gruen und idyllisch, hinauf auf den Passo Garibaldi. Dahinter gehts steil hinab zum Lago Escondido. Leichtsinnigerweise lassen wir die Hosteria, einzige Futter- und Wassernachschubmoeglichkeit links liegen und landen bald auf einer groben Schotterpiste in der Einoede. Unser wenig geschultes Auge haelt nach einem geeigneten Lagerplatz fuer die Nacht Ausschau, zu unserer grossen Ueberraschung treffen wir auf einen einsamen Camper, Eric aus Frankreich, der mit dem Rad seit acht Monaten unterwegs ist. Eine nette, “zufaellige Begegnung”. Wir teilen unsere Vorraete und kriechen bald in unsere warmen Schlafsaecke. Die Packerei am naechsten Morgen geht noch etwas zaehfluessig, als wir gerade mal unsere Sachen ausgebreitet haben, steht Eric mit vollbepacktem Velo da und grinst. “Vor acht Monaten ging das bei mir auch noch etwas laenger!”. Wir verabschieden uns und er radelt, dem Anschein nach etwas wehmuetig, winkend davon. Per email hatten wir inzwischen Verbindung und erhielten von ihm viele nuetzliche Informationen. Die Weiterfahrt fuehrt uns nach Tolhuin, wo wir eine ausgedehnte Kaffeepause in der gigantischen Panaderia einlegen. Wir nisten uns auf dem Campingplatz ein und freuen uns ueber eine heisse Dusche und das tolle Wetter am naechsten Tag. Den kurzen und steilen Aufstieg zurueck ins Dorf bewaeltigen wir mit der Vorraussicht auf ein tolles Fruehstueck in der bereits erwaehnten Baeckerei. Nach der kurzen Etappe des Vortages hatten wir nun Grosses vor: Rio Grande, 110 Kilometer. Ausgeruht und gestaerkt mit “Churros” ging es los durch huegelige Landschaft und Wald, vorbei an Herden von Guanakos, die den Lamas sehr aehnlich sind. Sie verhalten sich aehnlich wie unsere Rehe, scheu und doch neugierig, jederzeit fluchtbereit stossen sie quietschende Warnschreie aus. Muehelos ueberspringen sie hohe Zaeune, wenn sie fluchtartig davonstieben. Etwas ruhiger gehen es die Schafe an. Sie verweilen kurz, ihren Blick auf uns gerichtet, nehmen sie ihre Aufgabe wahr, die flache Vegetation noch flacher zu maehen.
Wir rollen weiter, bald waechst nichts mehr, was hoeher als 30 cm ist. Ebene und Weite, soweit das Auge reicht. Nach 70 km nimmt der Wind stetig zu und wir beginnen, unser Tagesziel zu relativieren. Nach weiteren 15 Kilometern, bei einer kleinen Verschnaufpause, rennt ein junges Maedchen aus einer Estancia heraus und bruellt gegen den Wind “¿Queres tomar un te?”. Klar, gerne nehmen wir die Einladung an. Zwei Jungs besetzen diese verlassene Estancia Santa Maria seit einigen Monaten illegal und angesichts der Windverhaeltnisse ueberreden sie uns schnell, die Nacht dort zu verbringen. Nach einer phantastischen Pasta und einem gemuetlichen Abend am Kaminfeuer in dieser romantischen Bruchbude, breiten wir unsere Schlafsaecke auf dem Parkett des ehemaligen Tanzsaals aus.
Tags darauf kaempfen wir uns gegen heulende Windboen in 4,5 Stunden die 34 Km bis nach Rio Grande. Ein wenig einladender Ort ohne Herz und Seele, dennoch werden wir auch hier positiv ueberrascht durch herzliche Aufnahme im Hostal Argentino und eine zuenftige Parilla mitten in der Werkstatt des Fahrradmechanikers.
Am 3. Februar um 4.30Uhr stehen wir vollbepackt und abfahrbereit da, um dem moerderischen Wind zu entgehen. Die Srecke ueber die Grenze nach Chile bietet wenig, durch flaches und oedes Land gelangen wir nach Punta Arenas, nachdem wir die Magellanstrasse per Faehre ueberquert hatten. Die 30000 Einwohner zaehlende Stadt Punta Arenas, die Metropole Patagoniens bietet endlich wieder etwas Abwechslung . Leider verpassten wir die Queen Mary, die an Tag ablegte, als wir anlegten. Auch hier regnet es! Wir steuern unsere Raeder um viele Pfuetzen herum ins Zentrum der Stadt, um uns eine gemuetliche Bleibe zu suchen.
Von hier aus wollen wir in Richtung Puerto Natales weiterradeln. Erstmal wird jedoch gebuehrend Geburtstag gefeiert. Dipo zaubert in der einfachen Hostalkueche einen gigantisch leckerenGeburtstagskuchen und wir feiern mit ein paar Gaesten aus aller Welt und Salsaklaengen bis uns die Augen zufallen.
Es geht uns gut und ich moechte nochmals wiederholen, wie schoen es fuer uns ist, ins Gaestebuch zu schauen, wann immer wir eine Internetmoeglichkeit haben. Wir oeffnen die Seite wie ein Weihnachtspaket (heute aehnelte es natuerlich mehr einem Geburttagsgeschenk!!!!) und staunen ueber die witzigen, lieben,lustigen und informativen Eintraege. Es ist schoen, euch mit uns zu wissen. Danke!
de Petra, Punta Arenas, 6.2.06
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